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Heynckes kann sich Bayern-Denkmal setzen - Kein Bock auf Elferkrimi
Von Christian Kunz und Klaus Bergmann, dpa
(Mit Bild)
Ein Triumph des FC Bayern - und Jupp Heynckes würde als erst dritter
Trainer die Champions League mit zwei Vereinen gewinnen. Nach dem
Sieg 1998 mit Real Madrid kann der Coach die Karriere krönen.
Ein Rücktritt soll auch im Erfolgsfall nicht infrage kommen.
München (dpa) - Eine kleine Nachbildung der begehrtesten Trophäe
des europäischen Club-Fußballs hat Jupp Heynckes längst zu Hause.
«Die steht irgendwo im Büro, aber da bin ich ja selten. Ich schaue
mir das nicht täglich an», sagte der 67-Jährige. 1998 reckte er als
Trainer von Real Madrid die 62 Zentimeter hohe und 7,5 Kilogramm
schwere Trophäe in die Höhe und bekam vor seiner folgenden Entlassung
die «dickste Prämie meiner gesamten Laufbahn». Nun kann er als
dritter Trainer nach José Mourinho (FC Porto/Inter Mailand) und
Ottmar Hitzfeld (Borussia Dortmund/FC Bayern) zum zweiten Mal die
Champions League gewinnen - und sich ein Bayern-Denkmal setzen.
«Er durfte den Titel schon einmal gewinnen und will ihn wieder
haben. Der Trainer ist genauso heiß wie wir Spieler», berichtete
Philipp Lahm. «Er hat sehr viel dazu beigetragen, dass wir im Finale
sind», betonte der Kapitän am Freitag. Vor allem die große Routine
von Heynckes soll ein Trumpf im Kampf gegen den FC Chelsea werden.
«Ich glaube, dass der Trainer jetzt ganz wichtig ist für unsere
Mannschaft mit seiner großen Erfahrung», betonte Arjen Robben. «Es
ist wichtig, das Richtige zu sagen, die Mannschaft vorzubereiten und
zu stimulieren.»
Heynckes hat keine Zweifel, dass ihm das gelingen wird. «Ich habe
die ganze Palette rauf und runter erlebt. Deswegen denke ich, ist es
sicher von Vorteil, wenn man vor solch einem Endspiel so einen
immensen Erfahrungsschatz hat. Bei solch einer Begegnung ist man von
Grund auf als Spieler unter Spannung, unter Druck und nervös. Und
wenn man dann noch einen Trainer hat, der auch rumzappelt, dann ist
das ganz schwierig», schilderte er.
Einen Tag vor dem Finale demonstrierte Heynckes in der Münchner
Arena Gelassenheit. «Ich denke, dass es gerade in der jetzigen
Situation für Mannschaft und Club ganz wichtig ist, dass ich eben die
Ruhe ausstrahle wie ich das eigentlich über die ganze Saison getan
habe», betonte Heynckes. Direkt unterhalb der Pokal-Abbildung war der
Coach gar zu Scherzen aufgelegt und verriet, dass er sich zur
Einstimmung noch einmal Ausschnitte der Spiele auf dem Weg in das
Heim-Finale angeschaut hatte. Und dort soll ihn nichts mehr aus der
Ruhe bringen. «Man hat alle Szenarien schon durchgespielt in seiner
Laufbahn als Trainer und Spieler», erklärte Heynckes.
Zum dritten Mal führte ihn diese Trainerkarriere, die im Sommer
1979 bei Borussia Mönchengladbach begann, zum FC Bayern. Nach den
menschlichen Wirrungen der Amtszeit von Louis van Gaal und dem
spektakulär gescheiterten Experiment mit Reformer Jürgen Klinsmann
war und ist der Moderator Heynckes der Ruhestifter, den die Münchner
brauchten.
Für Karl-Heinz Rummenigge war er bereits vor dem Finale der «Mann
des Jahres». «Wie er den Job interpretiert hat, wie er die Ruhe
bewahrt hat, und wie er auch in unruhigen Zeiten immer die richtigen
Lösungen präsentiert hat, das war erstklassig, das hat mir
imponiert», sagte der Vorstandschef. Kaum vorstellbar, wie die
Lobeshymnen im Falle eines Triumphes am Samstag ausfallen würden.
Ein Sieg gegen den FC Chelsea wäre der «krönende Abschluss» für
die Bayern-Saison - nicht aber für den Trainer in seiner
Schaffensphase. Heynckes, Rummenigge und auch Präsident Uli Hoeneß
wiesen die Gedankenspiele eines Rücktritts im Falle des Sieges weit
von sich. «Jupp Heynckes wird auch im nächsten Jahr unser Trainer
sein. Jupp ist keiner, der aus einer Emotion heraus fahnenflüchtig
wird. Das lässt sein Charakter gar nicht zu», versicherte Hoeneß.
Bis 2013 läuft der Vertrag des 67-Jährigen, der einen Tag vor
seinem Spiel des Jahres auch über sein Alter scherzte. Auch wenn
deutsche Mannschaften eine positive Bilanz gegen Engländer vom Punkt
hätten, solle man ein drittes Elfmeterschießen in dieser Saison nach
denen gegen Mönchengladbach und Madrid bitteschön vermeiden, sagte
Heynckes. In seinem Alter müsse man schauen, dass das Herz solche
Krimis übersteht.
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181517 Mai 12
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